Zukunftspreis Kommunikationsgeschichte

Auszeichnung hervorragender medienhistorischer akademischer Abschlussarbeiten

okunew
venema
erdogan
kutzner
michael
jordan

Seit 2017 finanziert die  Ludwig-Delp-Stiftung den jährlich vergebenen "Zukunftspreis Kommunikationsgeschichte" (bis 2022: “Nachwuchspreis Kommunikationsgeschichte”). 

Forschung und Wissenschaft brauchen Ansporn und Motivation. Daher zeichnet die Fachgruppe Kommunikationsgeschichte innerhalb derder Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. (DGPuK) erausragende Leistungen von jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im weiten Feld der kommunikationsgeschichtlichen Forschung. Ziel des Preises ist es, junge Forscherinnen und Forschern beim Start in eine wissenschaftliche Laufbahn zu unterstützen - und mehr Aufmerksamkeit auf relevante Forschungsergebnisse zu lenken. Näheres dazu finden Sie unter https://www.dgpuk.de/de/nakoge.html

Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind: 

2023: Dr. Nikolai Okunew für seine an der Universität Potsdam entstandenen Dissertation “Red Metal. Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR” und Sophia Merkel für ihre an der Hochschule der Medien Stuttgart als Mastarbeit angenommene Studie: “Nationalisierung der Kindheit durch Kindermedien im Deutschen Kaiserreich”.

2022:  Dr. Niklas Venema für seine Doktorarbeit (Universität Leipzig) "Das Volontariat Eine Geschichte des Journalismus als Auseinandersetzung um seine Ausbildung (1870–1990)".

2021: Dr. Julia Gül Erdogan für ihre Dissertation (Universität Potsdam) "Avantgarde der Computernutzung. Hackerkulturen der Bundesrepublik und der DDR". 

2020:  Dr. Maximilian Kutzner für seine Dissertation (Universität Würzburg) “Marktwirtschaft schreiben. Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949 bis 1992”, Hendrik Michael für seine Doktorarbeit (Universität Bamberg): “Die Sozialreportage als Genre der Massenpresse. Erzählen im Journalismus und die Vermittlung städtischer Armut in Deutschland und den USA (1880–1910)” und Mandy Tröger für Ihre Dissertation (University of Illinois): “On Unregulated Markets and the Freedom Of Media. The Transition of the East German Press after 1989

2019: Dr. Katrin Jordan für ihre Dissertation (Universität Potsdam) „Ausgestrahlt. Die mediale Debatte um ‚Tschernobyl‘ in der Bundesrepublik und Frankreich 1986/87 “ und Carmen Schaeffer ihre Masterarbeit (FU Berlin) „Gegen ‚Schmutz und Schund‘ in der populären Jugendliteratur Wie Zusammenschlüsse der Lehrerschaft versuchten, den Medienwandel um 1900 zu beeinflussen und zu regulieren“.

2018: Dr. Anna Jehle für Ihre Dissertation (Universität Potsdam) „Welle der Konsumgesellschaft. Radio Luxembourg in Frankreich 1945-1975", Dr. Andre Dechert für seine Doktorarbeit (Universität Augsburg) „Dad on TV: Sitcoms, Vaterschaft und das Ideal der Kernfamilie, 1981-1992“ und  Daniel Wollnik für seine Masterarbeit (Univeristät Bochum) „Die gesellschaftliche Implementierung des Telefons in Japan im 19. Jahrhundert – Eine Analyse aus diskursgeschichtlicher Perspektive".

2017:  Dr. Julia Pohle für Ihre Dissertation (Universität Brüssel) “Information For All? The emergence of UNESCO's policy discourse on the information society (1990-2003)”, Julia Lönnendonker für Ihre Doktorarbeit (TU Dortmund) "Konstruktionen europäischer Identität. Eine Analyse der Berichterstattung über die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei 1959 bis 2004" und  Stefanie Mathilde Frank für Ihre Doktorarbeit (HU Berlin) “Wiedersehen im Wirtschaftswunder. Remakes von Filmen aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik 1949–1963”.

Förderpreis Journalismusforschung

Unterstützung vielversprechender Promotionsprojekte

franze

Seit 2023 unterstützt die Ludwig-Delp-Stiftung einen Förderpreis, der von der Fachgruppe Journalistik/Journalismusforschung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft jährlich vergeben wird. 

In diesem Jahr wurde Marcel Franze prämiert. Er ist seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ostfalia Hochschule am Campus Salzgitter und promoviert seit 2020 an der Universität Bamberg am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft. Er überzeugte die Jury mit der Einreichung zu seiner Dissertationsprojekt “Wie wird die Diffusion von künstlicher Intelligenz den öffentlich-rechtlichen Journalismus in Deutschland verändern?”.

Im Sinne einer zukunftsgerichteten Innovationsforschung sollen im Projekt Szenarien entworfen werden, die beschreiben, wie der Einzug künstlicher Intelligenz in den Journalismus diesen positiv wie negativ verändern könnte. 

(Foto: Presiträger Marcel Franze mit seiner Urkunde inmitten der Jury. Aufnahme: Privat)

Promotionspreis Internationale und Interkulturelle Kommunikation

2022 erstmals verliehen - an Dr. Sophia C. Volk

Alle zwei Jahre wird der Promotionspreis der Fachgruppe Internationale und Interkulturelle Kommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) verliehen, finanziert durch die Ludwig-Delp-Stiftung.

Bei der ersten Preisverleihung im Jahr 2022 ging der Preis an Dr. Sophia C. Volk für ihre an der Universität Zürich erstellte Dissertation “Comparative Communication Research: A Study of the Conceptual, Methodological, and Social Challenges of International Collaborative Studies in Communication Science”.

In der Fachzeitschrift Publizistik schreibt die Rezensentin Christine Horz-Ishak: “Für das Fach Kommunikationswissenschaft und insbesondere die komparative Forschung hat die Autorin tatsächlich Großes geleistet, denn es steht zu erwarten, dass ihre Studie einen Beitrag zur Systematisierung und Etablierung der international vergleichenden Kommunikationsforschung liefern kann – in theoretischer, empirischer und praktischer Hinsicht. Die Verbesserungsvorschläge zur Forschungspraxis können einen wichtigen Beitrag zur Kosmopolitisierung der komparativen Kommunikationswissenschaft leisten […]. Das Buch ist ein must-read für alle, die in diesem Feld forschend unterwegs sind”.

 

Medienvertrauen von Jugendlichen

Leitfadeninterviews, durchgeführt von Expert*innen aus sechs deutschen Universitäten

medienvertrauen

Das Projekt „Medienvertrauen von Jugendlichen“ untersucht im Jahr 2022 auf Basis einer qualitativen Befragung von 50 Jugendlichen aus Deutschland, welches Verständnis Jugendliche von Vertrauen in Nachrichtenmedien haben, welche Merkmale aus ihrer Sicht für die Bildung von Vertrauensurteilen entscheidend sind und welche Erfahrungen und Schlüsselereignisse im Zuge der Mediensozialisation durch das soziale Umfeld die Jugendlichen in ihrem Vertrauen in Nachrichtenmedien prägen. Beteiligt sind zwölf Kommunikationswissenschaftler:innen von sechs deutschen Universitäten, die im Rahmen des DFG-Netzwerks „Medienvertrauen in der digitalen Welt“ zusammenarbeiten. 

Die Ergebnisse werden demnächst unter dem Obertitel „Factors of Adolescent‘s Trust in News Media“ in  einem internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. 

Design: Befragungsstudie - 50 Leitfadeninterviews mit Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren

Projektteam: Dorothee Arlt, Marco Dohle, Nayla Fawzi, Thomas Hanitzsch, Nikolaus Jackob, Ilka Jakobs, Tilman Klawier, Magdalena Obermaier, Henriette Pohle, Fabian Prochazka, Wolfgang Schweiger, Nina Steindl, Marc Ziegele

(Foto/Collage: M. Behmer - Symbolbild)

 

Podcastlandschaft in Deutschland

Podcast - Wild

Podcasts boomen. Zwischen 2018 und 2022 hat sich die Zahl der Podcasthörerinnen und –hörer in Deutschland fast verdoppelt. Mittlerweile nutzen laut ARD/ZDF Onlinestudie fast ein Drittel der ab 14-jährigen Bevölkerung Podcasts (oder Radiosendungen auf Abruf) täglich oder mindestens einmal in der Woche. Und auch der Werbemarkt entdeckt das neue Medium für sich. Gerade bei sogenannten Native Advertising, bei dem der Werbespot von den jeweiligen Podcasterinnen und Podcastern eingesprochen wird, ist die Werbewirkung besonders hoch. Podcasts boomen also bei den Hörerinnen und Hörern, auf dem Werbemarkt, aber auch hinsichtlich der produzierten Podcasts selbst. Allein die in Deutschland führende Plattform zur Verbreitung von Podcasts, Spotify, verzeichnet weltweit zwischen 2019 und 2021 eine Versechsfachung des Podcastangebots auf über drei Millionen Podcasts, davon 70.000 deutschsprachige Podcasts. Wie die Hörerinnen und Hörer von Podcasts wächst also auch das Angebot rasant. Zwar wird die Nutzung von Podcasts bereits in allgemeinen Studien zum Mediennutzungsverhalten wissenschaftlich untersucht, eine systematische Erhebung des Podcastangebots steht allerdings noch aus. Das Forschungsprojekt „Podcastlandschaft in Deutschland“ verfolgt daher das Ziel, einen ersten Schritt zur Schließung dieser Lücke zu gehen.

Eine Analyse aller in Deutschland verfügbaren Podcasts ist allein aufgrund Ihrer großen Zahl kaum systematisch möglich. Daher fokussiert sich das Forschungsprojekt „Podcastlandschaft in Deutschland“ auf die beliebtesten Podcasts in Deutschland. Dafür werden die TOP 200 Podcasts von Spotify und Apple Podcasts kombiniert. Daraus ergab sich ein Untersuchungskorpus von insgesamt 267 Podcasts die mittels einer Inhaltsanalyse auf zentrale Strukturmerkmale (bspw. Periodizität des Erscheinens, Länge der Folgen, Anbieter der Folgen, Werbung, behandelte Themen) hin untersucht werden.

Design: Inhaltsanalyse

Projektleitung: Dr. Michael Wild (Institut für Kommunikaitonswissenschaft, Universität Bamberg).

Express Yourself

Analyse des Einflusses von Social-Media-Interaktionen auf die Meinungsbildung

Express Yourself

Foto von links nach rechts: Julian Cantzler, Hanna Göthert, Emilie Neureither, Ronja Nittel, Julia Lotz, Selina Hartung, Sophia Konermann, Jun. -Prof. Dr. Fabian Prochazka

 

Im Rahmen der Projektstudienphase der Kommunikationswissenschaft Uni Erfurt haben sich sieben Studierende mit einem immer bedeutender werdenden Aspekt von Kommunikation beschäftigt: dem Einfluss des eigenen Ausdrucks. 

Für ihre experimentelle Online-Befragung sammelten und werteten die Studierenden Daten von rund 1.000 Befragten aus. Die Ergebnisse der Studie Express Yourself zeigen, dass Social Media-Nutzer*innen nicht nur von Medieninhalten beeinflusst werden, sondern zudem durch Interaktionen auf Social Media auch sich selbst beeinflussen. Sogenannte Expression Effects wirken hierbei am stärksten auf Menschen, die keine polarisierte oder stark ausgeprägte Meinung haben. Vor allem durch mehrfache Interaktion ließen sich jedoch vermutlich auch stärker polarisierte Meinungen beeinflussen. Durch den Einsatz von Social Media können also Kommunikationsmaßnahmen (wie beispielsweise Wahlkampf oder Überzeugungskampagnen) unter der Berücksichtigung von Expression Effects effektiver gestaltet werden. 

Auf der Website der Universität wird das Projekt vorgestellt: https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/fakultaet/philosophische/Medien-_und_Kommunikationswissenschaft/Studium/Bachelor/PSP/Broschueren/PSP-Broschuere_Projektforum_2023.pdf

Design: Onlinebefragung

Projektteam: Studierendengruppe unter Leitung von Prof. Dr. Fabian Prochazka (Universität Erfurt)

 

Studie zur Kultivierung von Zukunftsängsten durch dystopische Unterhaltungsmedien

An der Universität Erfurt hat eine Gruppe von Studierenden der Kommunikationswissenschaften mit dem Gruppennamen neophobia 2018 eine Studie erstellt, die sich mit der Kultivierung von Zukunftsängsten durch dystopische Unterhaltungsmedien befasst. 

Die in den 1970er Jahren von George Gerbner begründete Kultivierungshypothese geht davon aus, dass Fernseh-Vielseher eine andere Wahrnehmung von Aspekten der Realität haben als Fernseh-Wenigseher. Durch den hohen Konsum integrieren Vielseher die gezeigten Medieninhalte in ihr Weltbild. In den vergangenen Jahrzenten wurden vermehrt Kultivierungsstudien durchgeführt, die anstatt der gesamten Fernsehlandschaft lediglich einzelne Genres betrachten. 

Dieses Forschungsprojekt verknüpft erstmalig die genrespezifische Kultivierungsforschung im Rahmen des Genres der Dystopie mit der Entwicklung von Zukunftsängsten. Zukunftsentwicklungen und die Angst vor diesen sind bereits ein etabliertes Themenfeld in der Soziologie und anderen Wissenschaften. Die forschungsleitende Frage dieser Studie lautet demnach: Werden durch den Konsum von dystopischen Filmen und Serien Zukunftsängste kultiviert, die den Metabotschaften dieser Formate entsprechen? Die Ergebnisse der Studie sind auf der Website von neophobia anschaulich veröffentlicht: https://neophobia.jimdofree.com/

Forschungsprojekt „Narratives Verstehen und Narratives Erleben bei der TV-Serien-Rezeption“

Die Kommunikationswissenschaft der Universität Bamberg hat im Sommersemester 2016 ein experimentelles Forschungsprojekt aufgesetzt zur Erforschung des „Narratives Verstehen und Narratives Erleben bei der TV-Serien-Rezeption“. 

Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Carsten Wünsch und Miriam Czichon. Es wurde analysiert, wie sich Binge Watching (=das Ansehen mehrerer TV-Folgen am Stück) im Vergleich zur Rezeption im wöchentlichen Rythmus auf das narrative Verstehen und narrative Erleben von TV-Serien auswirkt. Insgesamt nahmen 157 Personen an der experimentellen Studie teil, die sich zwei Folgen der US-amerikanischen Serie „Damages“ zuhause in ihrem gewohnten Umfeld ansehen sollten. Die Probanden der Experimentalgruppe mussten sich die zwei Folgen am Stück ansehen, die der Kontrollgruppe sollten eine Pause von fünf bis acht Tagen zwischen den beiden Folgen einlegen. 

Es zeigte sich, dass die Experimentalgruppe nach den zwei Folgen ein besseres und komplexeres Verständnis von der erzählten Geschichte aufwies als die Kontrollgruppe. Auch darin, wie sie die geschilderte Geschichte erlebten, unterschieden sich beide Gruppen: Die Experimentalgruppe fieberte und litt mehr mit der Hauptfigur mit als die Kontrollgruppe. Das verbesserte narrative Verstehen und das erhöhte narrative Erleben führten außerdem dazu, dass die Experimentalgruppe die Serie „Damages“ besser und als unterhaltsamer bewertete als die Kontrollgruppe. 

In diesen Ergebnissen sehen wir die Begründung dafür, warum Binge Watching in den letzten Jahren zu einem gesellschaftlichen Phänomen herangewachsen ist: Eine Serie am Stück zu schauen macht die Serie zu einer besseren Serie für die Zuschauer. Es ist geplant, die Ergebnisse der Studie in Buchform zu veröffentlichen.