Die Kommunikationswissenschaft der Universität Bamberg hat im Sommersemester 2016 ein experimentelles Forschungsprojekt aufgesetzt zur Erforschung des „Narratives Verstehen und Narratives Erleben bei der TV-Serien-Rezeption“.
Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Carsten Wünsch und Miriam Czichon. Es wurde analysiert, wie sich Binge Watching (=das Ansehen mehrerer TV-Folgen am Stück) im Vergleich zur Rezeption im wöchentlichen Rythmus auf das narrative Verstehen und narrative Erleben von TV-Serien auswirkt. Insgesamt nahmen 157 Personen an der experimentellen Studie teil, die sich zwei Folgen der US-amerikanischen Serie „Damages“ zuhause in ihrem gewohnten Umfeld ansehen sollten. Die Probanden der Experimentalgruppe mussten sich die zwei Folgen am Stück ansehen, die der Kontrollgruppe sollten eine Pause von fünf bis acht Tagen zwischen den beiden Folgen einlegen.
Es zeigte sich, dass die Experimentalgruppe nach den zwei Folgen ein besseres und komplexeres Verständnis von der erzählten Geschichte aufwies als die Kontrollgruppe. Auch darin, wie sie die geschilderte Geschichte erlebten, unterschieden sich beide Gruppen: Die Experimentalgruppe fieberte und litt mehr mit der Hauptfigur mit als die Kontrollgruppe. Das verbesserte narrative Verstehen und das erhöhte narrative Erleben führten außerdem dazu, dass die Experimentalgruppe die Serie „Damages“ besser und als unterhaltsamer bewertete als die Kontrollgruppe.
In diesen Ergebnissen sehen wir die Begründung dafür, warum Binge Watching in den letzten Jahren zu einem gesellschaftlichen Phänomen herangewachsen ist: Eine Serie am Stück zu schauen macht die Serie zu einer besseren Serie für die Zuschauer. Es ist geplant, die Ergebnisse der Studie in Buchform zu veröffentlichen.