Die Fördertätigkeit der Ludwig-Delp-Stiftung im Rückblick.

Ein Zwischenresümee nach 10 Jahren

Seit April 2014 ist Markus Behmer Vorsitzender der Stiftung. Zeit für einen kleinen Rückblick.

Lange agierte die Ludwig-Delp-Stiftung in engem Verbund mit der weit größeren Waldemar-Bonsels-Stiftung und hatte kaum ein eigenes Förderprofil. Dies galt es vor zehn Jahren zu entwickeln und dann auch umzusetzen. 

Viel ist seither geschehen; mehrere Dutzend Projekte aus dem Bereich Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit wurden gefördert. Da das Stiftungsbudget überschaubar ist, ging und geht es meist nicht um Großvorhaben und hohe Summen, doch sind zum Beispiel Druckkostenzuschüsse oder Unterstützungen bei Tagungen mit meist niedrigen oder mittleren vierstelligen Beträgen oft sehr hilfreich und von großen Stiftungen oder Förderwerken schwerlich zu bekommen. 

Eine kleine Übersicht, was für Projekte im Einzelnen seit 2014 gefördert wurden, möge einen Einblick in die Vielfältigkeit des Förderprogramms vermitteln (Stand Ende 2023): 

  • Für 35 Publikationen wurden Druckkostenzuschüsse ausgezahlt – und für sieben weitere, die vorauss. demnächst erscheinen werden, sind Fördermittel zugesagt.
  • 12 Tagungen wurden gefördert, zwei weitere stehen aktuell bevor.
  • 8 Ausstellungen wurden durch Zuschüsse ermöglicht.
  • 5 Forschungsprojekte konnten durch die Förderung der Stiftung abgeschlossen werden.
  • 4 medienpädagogische Initiativen wurden ermöglicht.
  • 3 Förderpreise für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die jährlich vergeben werden, finanziert die Stiftung.

Einzelheiten dazu finden Sie (oben) unter dem Reiter “Förderprojekte” auf unserer Homepage.

Für ein kleines Vorstands- und Stiftungsratsteam, das völlig ehrenamtlich tätig ist und keinerlei Aufwandsentschädigung erhält, unterstützt nur durch eine Bürokraft auf Stundenbasis, ist das sicherlich beachtlich. Die Fördermittel kommen übrigens allein aus den Erlösen der von Ludwig Delp und seiner Familie eingerichteten Stiftung. Sie umfasst zum einen Mieteinnahmen aus dem ehemaligen Familienwohnsitz, ein Einfamilienhaus, das 2021/22 komplett saniert wurde (auch dies fiel in die Zuständigkeit des Stiftungsvorstands), zum anderen Dividenden aus Aktien und Anleihen. Das Stiftungsvermögen selbst bleibt selbstverständlich unangetastet.

So sind wir zuversichtlich, noch lange viele interessante Projekte fördern, anregen und zum Teil auch selbst umsetzen zu können.

 

"Wie schön es ist, Jude zu sein."

Buch über Zeitschriften für jüdische Kinder im NS-Staat erstmals in deutscher Übersetzung

In Kooperation mit der staatlichen israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gibt die Deutsche Presseforschung (Universität Bremen) unter Federführung von Prof. Dr. Michal Nagel eine Übersetzung eines (bereits 2010 auf Hebräisch erschienenen) Grundlagenwerks über Zeitschriften für deutsch-jüdische Kinder in Nazi-Deutschland heraus: Chana Livnat (2010): ‚kama jofi lehiot jehudi‘. Izuw sehut l 'jeladim hajehudim b gennania b schanim 1933-1938 [dt.: ‚Wie schön es ist, Jude zu sein‘. Zur (publizistischen) Beeinflussung der Identität von jüdischen Kindern in Deutschland zwischen 1933 und 1938]. Jerusalem: Yad Vashem Publications.

Das Buch, Ergebnis langjähriger intensiver Forschung, spricht nicht allein ein akademisches Publikum an, sondern richtet sich auch an eine breitere Öffentlichkeit, die bislang aber nur eingeschränkt aufgrund der hebräischen Sprache erreicht werden konnte.               

Möglich wird dies dadurch, dass die Ludwig-Delp-Stiftung die Kosten für die Übersetzung übernommen hat; diese Übersetzung ist nun abgeschlossen. Das Buch wird demnächst in der renommierten Reihe „Die jüdische Presse – Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press – Studies in History and Language“ des Bremer Verlags edition lumière erscheinen.

2023 hatte die Stiftung bereits ein anderes Buch zur deutsch-jüdischen Presse gefördert, den englischsprachigen, von Susanne Marten-Finnis und Michael Nagel herausgegebenen Sammelband “On the Transcultural Nature of Jewish Periodicals”.

Dies ist eine Förderlinie, die wir gerne fortsetzen wollen.

Weitblick am See

Noch mehr Fokus auf wissenschaftlichen Nachwuchs und Intensivierung der medienpädagogischen Fördermaßnahmen, das sind zwei der Ziele, die sich die Ludwig-Delp-Stiftung für die nächsten Jahre gesetzt hat.

Ludwig Delp Stiftung | News | Weitblick am See
Ludwig Delp Stiftung | News | Weitblick am See

Am 25. Mai 2023 kamen Vorstand und Rat in der Politischen Akademie Tutzing zusammen, um intensiv über die derzeitige Situation und die weitere Strategie der Stiftung zu beraten. Moderiert von einem professionellen Gesprächsleiter und mit Methoden des Design Thinkings wurde einen ganzen Tag lang über neue Programmideen gesprochen. Der Blick über den Starnberger See weitete auch die Perspektiven: Regelmäßige Austauschtreffen mit bereits Geförderten soll es geben, mit Lehrerinnen und Lehrern sollen Ansätze zum Umgang etwa mit Social Media in „Brennpunktschulen“ entwickelt werden, junge Forscherinnen und Forscher  sollen noch stärker bei innovativen, gesellschaftlich relevanten Projekten unterstützt werden und anderes mehr.

Auch der Rückblick auf neun Jahre erfolgreiche Stiftungstätigkeit kam nicht zu kurz: Rund 20 Bücher, 15 wissenschaftliche Tagungen und Vortragsreihen, sechs Ausstellungen, fünf Forschungsprojekte, drei medienpädagogische Vorhaben wurden in der Zeit, seit Markus Behmer Stiftungsvorsitzender ist, gefördert, drei wissenschaftliche Nachwuchsförderpreise werden regelmäßig finanziert und das Erscheinen einer Zeitschrift Jahr für Jahr ermöglicht. Viel für ein rein ehrenamtlich tätiges Vorstandsteam, wie Stiftungsratsvorsitzender Gero Himmelsbach hoch anerkennend betonte.

Wissenschaft am Puls der Zeit

Junge Forscherinnen publizieren zu hochaktuellen Themen

Cover Körner
Cover Schindler

Wie steht es um das Vertrauen von Leserinnen und Lesern in Journalismus, der mit Anwendungen “künstlicher Intelligenz”, also "automatisiert” erstellt wurde. Welche Faktoren sind relevant dafür, was das Publikum als vertrauenswürdig einschätzt?

Und: Wie werden Medieninhalte verarbeitet, wenn man sie in der Gruppe rezipiert, wie etwa Informationen besprochen und behalten?

Akribisch und trotzdem gut lesbar, mit aktuellen Forschungsmethoden und innovativen Modellen haben sich Theresa Körner in ihrer an der Universität Bamberg erstellten Doktorarbeit und Johanna Schindler in Ihrer an der Universität Leipzig als Dissertation angenommenen Studie mit diesen Fragen auseinandergesetzt und Antworten geliefert. 

Nun, im Herbst 2023, sind beide Dissertationen als Buch erschienen. Die Publikationen sind für jeden kostenlos zugängig über Open Access. Die Ludwig-Delp-Stiftung hat dies mit Druckkostenzuschüssen ermöglicht.

Marginalistik

"Randnotizen" finden schönes Medienecho

Marginalistik band 2

Fast eine ganze Seite widmete die Süddeutsche Zeitung am 1. September 2023 einer Buchneuerscheinung, deren Druck von der Ludwig-Delp-Stiftung gefördert wurde: Dem “Almanach für Freunde fröhlicher Wissenschaft” Marginalistik. Porträtiert wurde Prof. Dr. Walter Hömberg, ”Professor für Randnotizen", wie es augenzwinkernd in der Überschrift des Artikels von Christian Jooß-Bernau heißt. 

Hömberg betreue “mit Hingabe das wissenschaftlich schwer zu fassende Feld der Marginalistik. Da geht es beispielsweise um das Phänomen des Teelöffelschwundes oder die Rechtsnatur der Strandburg". Fröhliche Wissenschaft also oder, so der SZ-Autor bilanzierend, “ein Rückzugsort, der ständig Form und Farbe ändert. Und gar nicht so leicht zu fassen. Eigentlich ein Konzept für die Zukunft.” 

Ja, bunt ist dasThemenspektrum wahrlich: Fakes in Lexika, Fernsehmüll und Skurrilitäten der Schul- und Bildungspolitik werden ebenso behandelt wie die Geheimnisse der Bestecksprache, das Anforderungsprofil für einen Hochzeitszeitungsredakteur und die Erfahrungen eines Grabredners. 

Wir sagen: Danke für die mediale Anerkennung - und dafür, dass uns auch Projekte wie dieses angetragen werden. Sehr gerne fördern wir sie.

Anno. 1.616 Seiten Medienjubiläen

Im Oktober 2023 ist die zehnte Ausgabe von Anno, dem “Magazin der Medienjubiläen” erschienen.  Seit 2015 wird die an der Universität Bamberg von Prof. Dr. Markus Behmer herausgegebene  und geleitete Zeitschrift von der Ludwig-Delp-Stiftung gefördert.

Auf 204 Seiten bietet Anno 23 mehr als 120  bunt illustrierte Artikel von 73 Autorinnen und Autoren, darunter unter anderem 15 Professorinnen und Professoren aus der Universität Bamberg sowie Kolleginnen und Kollegen aus sieben anderen Universitäten – aus der Philosophie, Geschichtswissenschaft, Theologie, Islamkunde, Germanistik, Romanistik, Anglistik und der Kommunikationswissenschaft. Dazu viele weitere Expertinnen und Experten, Journalistinnen und Journalisten sowie insbesondere auch Studierende. 

Anno, das in seinen bisherigen zehn Ausgaben auf genau 1.616 Seiten mehr als 1.000 Jubiläen gewürdigt hat, richtet sich an ein breites Publikum. Hierzu zählen Redaktionen im gesamten Bundesgebiet mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation, Institute und Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaften an vielen deutschen Universitäten sowie Expertinnen und Experten aus dem Feld des Journalismus und der Medienforschung.

Sie wollen mehr darüber erfahren? Einen kurzen Einblick gibt es unter “Projekte”, umfassende Informationen unter https://www.uni-bamberg.de/kowi/praxisbezug/anno-das-magazin-der-medienjubilaeen/.

Ausgezeichnete Forschung

Förderung junger Wissenschaftler*innen

Summa cum laude – mit höchstem Lob. Dies ist die Bestbewertung, die eine Doktorarbeit erhalten kann. Die Ludwig-Delp-Stiftung ermöglicht, dass ausgezeichnete Abschlussarbeiten nicht nur belobigt, sondern mit einem Preis ausgezeichnet werden.

Junge Forscherinnen und Forscher aus dem Bereich Medien, Journalismus und öffentliche Kommunikation, die Innovatives leisten, will die Ludwig Delp-Stiftung dezidiert fördern. 

Gleich drei Promotionspreise, die mit Preisgeldern von je 2.000 Euro verbunden sind, unterstützt die Stiftung daher. 

  • 2023 neu im Förderportfolio: der “Förderpreis Journalismusforschung”, in dem Wissenschaftlerinnen bei Promotionsvorhaben etwa im Hinblick auf Recherchereisen oder Literaturbeschaffung unterstützt werden.
  • Seit 2022 werden Doktorarbeiten ausgezeichnet, die im Bereich internationale und interkulturelle Kommunikationsforschung ausserordentliches geleistet haben.
  • Und bereits seit 2017 finanziert die Stiftung den “Zukunftspreis Kommunikationsgeschichte" (bis 2022 “Nachwuchspreis Kommunikationsgeschichte”), mit dem Jahr für Jahr weigweisende Masterarbeiten und Dissertationen prämiert werden.

Vergeben werden die drei Förderpreise von verschiedenen Fachgruppen der wichtigsten deutschen Wissenschaftlervereinigung im Bereich der Kommunikationswissenschaft, der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, kurz DGPuK. 

Die Preisgelder sind nicht nur eine Anerkennung, sondern sollen den Ausgezeichneten auch ermöglichen, die oft hohen Druckkostenzuschüsse zu tragen und eine zeitnahe Publikation der Forschungsergebnisse sicherzustellen – wenn möglich via open access, um ein breites Publikum erreichen zu können.

Einzelheiten dazu finden Sie unter “Projekte”.

Die Stiftung hat zugesagt, alle drei Preise langfristig zu finanzieren getreu dem Motto: 

Wissenschaft ist, was Wissen schafft. Und junge Forschung braucht Förderung.

Es ist Krieg – und er fährt hin

Till Mayer - Ukraine - Europas Krieg
Donbas. Europas vergessener Krieg

Rund zwei Dutzend Mal ist der Bamberger Journalist Till Mayer seit Beginn der Kriegshandlungen in der Ostukraine vor mehr als acht Jahren in die Ukraine gereist. 

Seit dem 24. Februar 2022, als Russland die gesamte Ukraine überfallen hat, war er mehrere Monate an den Schauplätzen des Krieges. Insgesamt vier Bücher Mayers mit Fotos und Reportagen hat die Ludwig-Delp-Stiftung finanziell ermöglicht – die jüngsten zwei (Donbas. Europas vergessener Krieg, 2019 und Ukraine. Europas Krieg 2022) eben über die Kämpfer an der Front und das Leid der Zivilbevölkerung im Hinterland in unserer osteuropäischen Nachbarschaft. Aktuell, im Juni 2023, ist Till Mayer wieder nahe den Kampfschauplätzen, wieder wird ein Buch entstehen, wieder wird die Stiftung es fördern.  

Als Dunkle Reisen beschrieb Mayer seine Recherchen in einem 2018 erschienenen Buch. „Ich blickte in die Augen von Menschen, die getötet hatten. Langsam lernte ich, was es bedeutet, wenn der Krieg die Seele auffrisst“. Und: „Dass ich immer Menschen fand, die mich unterstützten, immer Menschen traf, deren Mut mir selbst Kraft gab, gab all den dunklen Reisen Sinn.“

www.tillmayer.de